Zielgruppe sind überwiegend lokale Produzenten mit einer familiären Unternehmensstruktur, die ihre Produkte auf handwerkliche Art und Weise erzeugen.

 

(BZfE) – Ehe Lebensmittel in das Sortiment großer stationärer Einzelhandelsketten gelangen, müssen deren Produzenten in der Regel einen hohen Qualitätsstandard nachweisen. Maßstab ist üblicherweise eine Zertifizierung nach dem International Food Standard. Zu groß ist den Einzelhändlern ansonsten das Risiko, dass bei abweichender Qualität des Lieferanten oder Verbraucherbeschwerden der eigener Ruf in Mitleidenschaft gezogen werden könnte oder die Marke beschädigt wird. Regionale und lokale Klein- und Kleinstanbieter können sich aber derartige Qualitätsstandards und die Zertifizierung weder personell noch finanziell leisten und schieden daher bislang vielerorts als Lieferanten aus. Der ungebrochene Nachfragetrend der Verbraucher nach regionalen oder sogar lokalen Produkten hat nun in Südbayern zu einer ungewöhnlichen Initiative eines der größten Einzelhandelsketten (EDEKA) geführt.

Um die in Südbayern ansässigen lokalen Kleinstproduzenten als Direktlieferanten für örtliche Handelsmärkte zu gewinnen, ließ der Handelsriese in Zusammenarbeit mit regionalen Prüfinstituten abgespeckte, warengruppenspezifische Qualitätsanforderungen entwickeln. Zielgruppe sind überwiegend lokale Produzenten mit einer familiären Unternehmensstruktur, die ihre Produkte auf handwerkliche Art und Weise erzeugen. 2016 entstanden erste niedrigschwellige Standards in Form von Checklisten für die Erzeugung beziehungsweise Herstellung von Eiern, Käse, Brot und Backwaren. Beteiligte Prüfinstitute waren die Gesellschaft für Qualitätssicherung in der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft (QAL GmbH), der Tiergesundheitsdienst Bayern, das Qualitätszentrum MUVA in Kempten und das Weihenstephaner Institut für Getreideforschung (WIG). Die vier Prüfinstitute führen einmal jährlich ein Audit in den als Direktlieferanten gelisteten Betrieben durch. 50 Kleinstunternehmen wurden auf diese Weise bislang geprüft.

Mitinitiator Rochus Wallau vom südbayerischen EDEKA stellte das neue Konzept auf der Internationalen Arbeitstagung des Bundesverbandes der Lebensmittelkontrolleure Mitte Oktober 2017 in Berlin vor. Das Verfahren stoße auf große Akzeptanz bei Direktlieferern und Händlern und ergänze die Kontrollen der amtlichen Lebensmittelüberwachung sinnvoll, versicherte Wallau.

Im nächsten Jahr 2018 sollen weitere Qualitätsanforderungen für Honig, Fisch, Fleisch und Wurst entwickelt werden. Wallau sieht das Modell als Beitrag zur regionalen Kultur- und Wirtschaftsförderung und betont die win-win Situation für Erzeuger, Einzelhändler und Verbraucher. Wer als Produzent zusätzlich zu den 50 Käse direkt ab Hof 450 weitere über einen Einzelhandelsmarkt verkaufen könne, dessen Existenz sei besser abgesichert. Der Handel erweitere dadurch sein Angebot um lokale Spezialitäten. Die Kunden erhielten lokale Produkte zusammen mit anderen Lebensmitteln im nahe gelegenen Lebensmittelhandel und müssten keine weiten Wege zu lokalen Hofläden zurücklegen. Das spart ihnen im Alltag Zeit und dient oft auch dem Klimaschutz.

Ute Gomm, www.bzfe.de

Stand: 02.11.2017